Wohnungswirtschaftliche Tour des vtw

PM 12/2018

Stadt und Land zusammen denken: nur starkes Land entlastet Städte

Wohnungswirtschaftliche Tour in Apolda und Weimar +++ Abwanderung aus dem Land erzeugt Preisdruck in den Städten +++ Städte werden immer teurer ohne Trendumkehr

Weimar / Apolda. Zum zweiten Mal veranstaltet der vtw Verband Thüringer Wohnungs- und Immobilienwirtschaft e.V. eine „WoWi-Tour“. Verbands- und Unternehmensvertreter besuchten in Apolda und Weimar vier Wohnungsunternehmen, um aktuelle Projekt- und Quartiersentwicklungen zu besichtigen.

Alle Unternehmen bauen neu. In Apolda schaffen die beiden Neubauprojekte attraktive Angebote, um Menschen zu halten oder anzulocken. In Weimar werden die Neubauten die hohe Wohnungsnachfrage mildern.

Verbandsdirektor Frank Emrich machte dabei deutlich: „Solange die Zuwanderung in die Städte vor allem aus dem Land anhält, werden die Wohnungs- und Mietpreise steigen. Soviel Förderung und Bauland kann gar nicht bereitgestellt werden, wie der anhaltende Nachfragedruck erfordert. Hier geht es nicht darum, Stadt und Land gegeneinander auszuspielen, sondern sie zusammen zu denken.“

Emrich unterstreicht: „Für Miethöhen gibt es zwei Leitplanken – nach unten die Kosten und nach oben die Nachfrage. Mieten können nicht billiger sein, als die Kosten für Erstellung und Betrieb einer Wohnung, sonst geht das Wohnungsunternehmen pleite oder die Wohnung verfällt. Die Höhe der Miete wird aber immer durch die Nachfrage geregelt. Je mehr Nachfrage und je geringer das Angebot, desto höher die Miete. Da hilft auch keine Regulierung, wie die Erfahrungen mit der Mietpreisbremse zeigen, sie schafft nämlich keinen Wohnraum.“

Kurzfristig funktioniert die Absicherung (perspektivisch) nötigen bezahlbaren Wohnraums nur über Kostensenkung bei Bau und Erwerb von Immobilien. In der Hand Thüringens und seiner Kommunen liegen die Bereitstellung von preiswertem Bauland; schnelle und lösungsorientierte Baurechtschaffung und die Senkung der Grunderwerbsteuern. Die verbleibende wirtschaftliche Lücke zwischen Baupreisen und (Wunsch)Mieten kann nur durch klare und attraktive Förderinstrumente geschlossen werden.

Um Thüringen nachhaltig stabil zu halten, muss nach Überzeugung des vtw jedoch schleunigst das Land gestärkt werden. Dies nimmt den Nachfragedruck auf die Städte und macht den ländlichen Raum wieder attraktiv. Das angekündigte „Zukunftskonzept ländlicher Raum“ des TMIL sollte dazu ein Kernelement bilden.

„Die Unternehmen des vtw wirken mit ihren niedrigen Mieten an sich als Mietpreisbremse“ so Frank Emrich. „Aber auch unsere Unternehmen werden nicht verhindern können, dass Mieten weiter steigen, wenn alle Thüringer nach Weimar, Erfurt oder Jena ziehen.“

Der vtw sieht gute Chancen für eine Trendumkehr. Laut einer Studie der Bundesstiftung Baukultur wollen ¾ der Deutschen auf dem Land oder in Kleinstädten wohnen. Das Problem: in den vergangenen Jahren wurde das Leben auf dem Land durch den Verlust an Infrastruktur immer schwieriger.

Frank Emrich fordert: „Auch Thüringen muss deshalb wieder in Vorleistung gehen bei ÖPNV, Straßen, Schulen, Ärzten und Versorgung – statt mit Rückzug aus der Fläche zu reagieren. Wohnungen liefern wir. Dann kommen die Menschen wieder auf das Land. Das dauert aber seine Zeit, wir brauchen daher ein massives und zeitnahes Umsteuern.“

Im Verband Thüringer Wohnungs- und Immobilienwirtschaft e.V. (vtw) haben sich 215 Mitgliedsunternehmen, darunter 172 Wohnungsunternehmen, zusammengeschlossen. Gemeinsam bewirtschaften sie 265.500 Wohnungen. Mit 250.400 Wohnungen handelt es sich dabei fast ausschließlich um eigenen Bestand der Unternehmen. Rund 15.100 Wohnungen werden für Dritte, teils in der Wohneigentumsverwaltung, betreut. Nahezu jeder zweite Mieter wohnt bei einem Mitgliedsunternehmen des vtw. Seit 1991 investierten vtw-Mitglieder mehr als zwölf Milliarden Euro überwiegend in den Wohnungsbestand. 2017 sicherten die vtw-Mitglieder mehr als 6.500 Arbeitsplätze.

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