Neue Daten und Fakten zum Wohnungsmarkt in Thüringen

Investitionsanstieg, stabile Mieten, differenter Leerstand: vtw präsentiert neuen Wohnungsmarktreport für Thüringen

Branche investiert erstmals mehr als 500 Mio. € +++ Bestandsmieten auch in den Städten auf niedrigem Niveau +++ Leerstand steigt landesweit auf 8,8 % +++ Weiteres Ausbluten des ländlichen Raumes verhindern

Erfurt. Der Verband Thüringer Wohnungs- und Immobilienwirtschaft e.V. (vtw) hat heute im Rahmen des digitalen Tages der Thüringer Wohnungswirtschaft die Daten und Fakten 2021 für den Wohnungsmarkt im Freistaat präsentiert. Im Kern dokumentiert der Report, dass sich der Thüringer Wohnungsmarkt dank Modernisierung, hoher Fluktuation und kontinuierlichem Neubau weiterhin im Gleichgewicht befindet. „Wohnen bleibt in ganz Thüringen flächendeckend bezahlbar – das gilt auch und vor allem für großen Städte“, betont Verbandsdirektor Frank Emrich

Investitionsanstieg für 2021 geplant

Corona bremst die Investitionsbereitschaft der Thüringer Wohnungswirtschaft nicht. Im Gegenteil: Der Pandemie zum Trotz planen die 221 Mitgliedsunternehmen des vtw in diesem Jahr die gewaltige Summe von 549 Mio. € (und damit 106 Mio. € mehr als 2020) zu investieren. „Die Wohnungswirtschaft kommt auch in dieser schwierigen Situation ihrer Eigentumsverpflichtung nach“, so Frank Emrich.

Die Investitionen in Instandhaltungen und -setzungen liegen mit 225 Mio. € ebenso über dem Vorjahresniveau (2020: 210 Mio. €) wie die Investitionen in Modernisierungen, wo ein noch deutlicher Anstieg um etwa 57 Mio. € auf 219 Mio. € erwartet wird. „Klar erkennbar ist hier der zweite Sanierungszyklus.“, erläutert Frank Emrich, „Wir befinden uns in einem Spagat aus der Anschaffung neuer Technik, Ansprüchen an höhere Wohnqualität und Maßnahmen zum Erreichen der Klimaneutralität – bei deutlich steigenden Baukosten. Um das zu bezahlbaren Mieten umzusetzen, ist die Wohnungswirtschaft auf Fördermittel angewiesen.“

Beim Neubau sieht das Budget insgesamt 104 Mio. € vor (2020: 72 Mio. €). Die Zahl der fertiggestellten Neubauwohnungen belief sich 2020 unter den Mitgliedsunternehmen des vtw auf 346 Einheiten. Etwas mehr als die Hälfte davon (181) entfielen auf Kommunen im ländlichen Raum (Erfurt, Jena und Weimar: 165 Wohnungen). Zurückgebaut wurden 2020 insgesamt 539 Wohnungen. In diesem Jahr müssen weitere 788 Einheiten vom Markt genommen werden.

Mieten steigen um 9 Cent

Die durchschnittliche Nettokaltmiete der vermieteten Wohnungen lag Ende 2020 bei 5,17 €/m² (Ländlicher Raum: 4,94 €/m²; Erfurt, Jena und Weimar: 5,64 €/m²). Das sind 9 Cent oder 1,8 % mehr als zum Vorjahreszeitpunkt. Die Nettokaltmiete einer 70 m² großen Wohnung belief sich somit im Durchschnitt auf 362 € im Monat. „Damit stehen die Wohnungsunternehmen im vtw thüringenweit weiterhin für bezahlbares Wohnen“, sagt Frank Emrich. „Dieses durchschnittliche Mietniveau ist langfristig jedoch kaum geeignet, die getätigten und vor allem die anstehenden Investitionen in Neubau und Bestandserhalt zu refinanzieren. In besonderer Weise gilt das für den ländlichen Raum.“

Auf Kreisebene reicht der Preisanstieg im Bestand von stagnierenden Mieten im Landkreis Schmalkalden-Meiningen bis zu einem Plus von 3,5 % (auf 4,67 €/m²) im Landkreis Hildburghausen. Bei den Neuvermietungen offenbart sich: 80 % aller Wohnungen wurden 2020 für weniger als 6,00 €/m² vermietet. Im Bereich von 8,00 bis 10,00 €/m² wurden lediglich 1,2 % der Wohnungen, meist Neubau oder kürzlich vollständig sanierte Wohnungen in sehr guter Lage, vermietet. „Höhere Mietpreise sind die absolute Ausnahme und machen mit 0,1 % einen sehr geringen Teil der Wohnungen aus“, so Frank Emrich. Die Diskussion über zu hohe Mieten entbehre in Thüringen jedweder Grundlage. „Sowohl die Bestandsmieten als auch die Neuvertragsmieten in unseren Mitgliedsunternehmen sind sozial und überfordern keine Mieter. Damit das so bleibt, ist eine deutliche Ausweitung der Wohnraumförderung unabdingbar.“

Leerstand weiterhin sehr different

Sorgen bereitet in Thüringen wieder stärker der Wohnungsleerstand. Er stieg 2020 in Stadt und Land auf eine Quote von durchschnittlich 8,8 % (2019: 8,4 %). Zusammen mit den von der Statistik nicht berücksichtigten stillgelegten 684 Wohnungen, die mit hoher Wahrscheinlichkeit abgerissen werden müssen, ergibt sich sogar eine Leerstandsquote von 9,1 % (24.000 Wohnungen).

Gerade beim Leerstand macht der vtw-Marktreport eine Kluft deutlich, die sich so nicht weiter entwickeln darf. In den drei Städten Erfurt, Jena und Weimar ist die Leerstandsquote seit mehr als zehn Jahren nahezu unverändert. Ende 2020 betrug sie 3,9 %, dies entspricht der Fluktuationsreserve. Anders verhält es sich im ländlichen Raum. Hier stieg die Quote auf 10,7 %. Berücksichtigt man die stillgelegten Wohnungen, die alle im ländlichen Raum liegen, beläuft sich die Quote sogar auf 11,1 %. „In Thüringen gibt es keinen Wohnungsmangel, sondern Leerstände in Größenordnungen. Das weitere Ausbluten des ländlichen Raums verschärft die Probleme“, so Frank Emrich. „Um diesen Trend aufzuhalten, müssen alle Akteure zusammenarbeiten. Die unternehmerische Wohnungswirtschaft ist bereit, ihren Beitrag dazu zu leisten.“

Für den neuen Marktreport wurden die Zahlen der Wohnungsunternehmen ohne Sonderfälle ausgewertet, die Mitglied im vtw sind.

Die ausführlichen Daten und Fakten finden Sie hier: https://vtw.de/publikationen/daten-und-fakten/

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