Explodierende Heizkosten: vtw fordert Umdenken im Zielkonflikt „Bezahlbares Wohnen versus Klimagerechtes Sanieren“

Fernwärmepreise in Thüringen um fast 50 Prozent gestiegen +++ Heizkosten übersteigen erstmals Kaltmiete +++ Bisherige Konzepte zur klimatischen Ertüchtigung der Wohnungsbestände müssen auf den Prüfstand +++ Keine nutzlosen Sanierungen um jeden Preis

Erfurt, 1. März 2022. Angesichts der auch in Thüringen explosionsartig gestiegenen Preise für Heizöl, Erdgas und insbesondere der im Freistaat oft genutzten Fernwärme sieht der vtw Verband Thüringer Wohnungs- und Immobilienwirtschaft e. V. dringendsten Handlungsbedarf, um die Bezahlbarkeit des Wohnens in dem Bundesland zu sichern.

„Es zeichnet sich immer mehr ab, dass die bisherigen Konzepte zur Lösung des Zielkonfliktes ‚Klimagerechtes Sanieren und Bezahlbares Wohnen‘ nicht vollends greifen und daher auf den Prüfstand gestellt werden müssen“, mahnt Verbandsdirektor Frank Emrich. „Es braucht neue Ideen und Rahmenbedingungen, die weder die sozial orientierten Wohnungsunternehmen noch die Mieterinnen und Mieter überfordern.“

Landesweit wurde seit Jahresanfang fast überall ein Anstieg der Energiepreise um mindestens 50 Prozent angekündigt, in Einzelfällen sogar um ein Vielfaches mehr. „Die Situation ist besorgniserregend und zugleich extrem heterogen“, so Frank Emrich. Eklatantestes Beispiel aus vtw-Sicht ist Eisenach. Die Wartburgstadt ist die erste Kommune im Freistaat, in der die Kosten für die Versorgung mit Fernwärme durchaus die mittlere Kaltmiete von 5,04 Euro pro Quadratmeter übertreffen werden. Es ist dort mit einer Verdreifachung der Heizkosten zum Jahr 2021 zu rechnen. „Besonders für Einkommensschwächere ist diese Entwicklung fatal“, resümiert Frank Emrich.

Eine Vorwarnung spricht der Verband zudem an Wohnungsunternehmen und Mieter mit vertraglich festgesetztem Wärmebezugspreis aus. „Auch auf sie wird ein Preissprung zu kommen – später zwar, aber dafür in weitaus höherem Umfang, sofern die bestehenden Lieferverträge überhaupt gehalten werden“, prognostiziert Frank Emrich.

Nach Angaben des Thüringer Landesamtes für Statistik kletterten die Energiepreise im Freistaat im vergangenen Jahr durchschnittlich um 28,3 Prozent. Am deutlichsten fiel demnach der Anstieg mit 46 Prozent bei Fernwärme aus. Das Heizen mit Gas und Öl, einschließlich Umlage, verteuerte sich um 43,7 beziehungsweise 43,0 Prozent.

Um unter diesem Eindruck die hohen Zusatzkosten durch das klimagerechte Ertüchtigen von Bestandsgebäuden ausgleichen zu können, setzt sich der vtw zum einen wiederholt für eine angemessene Förderung durch die Bundes- und Landespolitik ein. „Um den Spagat zwischen der Bezahlbarkeit des Wohnens und mehr Klimaschutz zu schaffen“, so Frank Emrich, „braucht es zudem vor allem erneuerbare Energien in der Fernwärmeerzeugung.“ Der dritte wesentliche Baustein besteht in der Überprüfung aktueller Bau- und Sanierungsstandards. Bisherige Erfahrungen zeigen, dass eine weitere Verschärfung nicht sinnvoll ist. „Mit nutzloser Sanierung um jeden Preis ist niemandem geholfen“, betont vtw-Direktor Frank Emrich.

Mieterinnen und Mieter könnte beispielsweise durch direkte Hilfen wie die Klimakomponente beim Wohngeld unter die Arme gegriffen werden, Fernwärmeerzeuger könnten ebenfalls staatliche Unterstützung erhalten. Auch auf administrativer Ebene sei Entlastung denkbar, etwa bei der Heizkostenverordnung. Frank Emrich: „Die aktuellen Entwicklungen lassen keine Verzögerungen zu.“

 

Im Verband Thüringer Wohnungs- und Immobilienwirtschaft e. V. (vtw) haben sich 221 Mitgliedsunternehmen, darunter 178 Wohnungsunternehmen, zusammengeschlossen. Nahezu jeder zweite Mieter in Thüringen wohnt bei einem Mitgliedsunternehmen des vtw. Seit 1990 investierten vtw-Mitglieder rund 13,7 Milliarden Euro überwiegend in den Wohnungsbestand. Gemeinsam bewirtschaften sie fast 264.000 Wohnungen.

 

 

 

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